Nach 1945
Selbst nach all diesen Jahren kann ich das, was uns in München
passierte, und das Schicksal unserer Großfamilie im Holocaust nicht
vergessen. So kommentiert Alex Blumenberg sein Verhältnis zu
Deutschland. Alex, ein Neffe von Markus Blechner, ist seit seiner Flucht
aus Deutschland nur einmal nach München gekommen, um das Grab seiner
1942 verstorbenen Großmutter zu besuchen. Ähnlich wie Alex
Blumenberg definieren auch andere Mitglieder der Familie Blechner ihr
Verhältnis zu München bzw. zu Deutschland. Niemand aus der Familie
lebt heute in München oder Deutschland. Deutschland ist nicht mehr
Heimat, sondern nur noch Herkunftsland der Familie.
Viele der jüngeren Familienmitglieder aus der zweiten und dritten
Generation waren noch nie in München. Sie erwarten aber von der Stadt,
daß sie sich ihrer historischen Verantwortung stellt, weil nur so
einer Wiederholung von Rassismus, Gewalt, Terror und Mord wie in der NS-Zeit
vorgebeugt werden kann.
In der Familie dominiert die Auffassung, daß bei allem notwendigen
Interesse für die Vergangenheit dadurch der Blick in die Zukunft
nicht verstellt werden dürfe.Die Familie - obwohl über die ganze
Welt verstreut - verfügt über ein außerordentlich großes
Zusammengehörigkeitsbewußtsein. Eine starke Hinwendung zu Israel
ist bei allen vorhanden. In ihren jetzigen Heimatländern leben sie
in jüdischen Gemeinden mit einer offenen Haltung zur nichtjüdischen
Umwelt.
Das Münchner Ausstellungsprojekt zum Schicksal der Familie, von
Anthony Blechner initiiert und vorangetrieben, wird von der ganzen Familie
weltweit unterstützt.
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