"Ich lebe! Das ist ein Wunder G'ttes"
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Mina
Markus
Jakob und Frieda
Oskar
Salo
Leon
Jakob, Frieda und Oskar in Münchnen, 1938. Funkspruch des Polizeipräsidiums München über den „Sammeltransport“ jüdischer Bürger nach Neu-Bentschen, 28.10.1938. Bahnhof St. Margrethen - Schweizer Grenzstation an der Bahnlinie München - Zürich. Schweizer Grenzstation St. Margrethen mit Flüchtlingsstrom 1945. „Halt Schweizer Territorium“ Schild an der Schweizer Grenze. Abschiebungsbefehl vom 27.10.1938 für Juden polnischer Staatsangehörigkeit.
Abschiebungsbefehl vom 27.10.1938 für Juden polnischer Staatsangehörigkeit. Abschiebungsbefehl vom 27.10.1938 für Juden polnischer Staatsangehörigkeit.
Abschiebungsbefehl vom 27.10.1938 für Juden polnischer Staatsangehörigkeit.
Anfang 1939 wurde Markus Blechner gezwungen sein Geschäft aufzugeben.
Postkarte vom 26. 8. 1939 von Salo Blechner, Bahnhofshotel St. Margrethen  an Jakob Blechner, Zürich. Postkarte vom 26. 8. 1939 von Salo Blechner, Bahnhofshotel St. Margrethen  an Jakob Blechner, Zürich.
Postkarte vom 26. 8. 1939 von Salo Blechner, Bahnhofshotel St. Margrethen  an Jakob Blechner, Zürich.

Diskriminierung
Immigranten? Ausländer? Münchner?

Wie die meisten osteuropäischen Juden unterscheiden sich die Blechners nicht von den anderen Bewohnern der Isarvorstadt. Markus und Mina sprechen neben Deutsch auch Jiddisch und verstehen Polnisch. Für ihre Söhne ist Deutsch die Muttersprache. Alle Familienmitglieder besitzen nach der Gründung des polnischen Staates (1918) die polnische Staatsbürgerschaft. In den Jahren vor 1933 verstärkt sich die antisemitische und ausländerfeindliche Atmosphäre in Deutschland. Nicht nur die Blechners, sondern alle jüdischen Münchner, vor allem jene mit einer nichtdeutschen Staatsangehörigkeit, werden zunehmend diskriminiert und ausgegrenzt.

Einen vorläufigen Höhepunkt erreicht die Verfolgung Ende Oktober 1938 mit der Deportation polnisch-jüdischer Staatsangehöriger, unter ihnen die Blechners, an die deutsch-polnische Grenze. Jakob, seine Eltern und Frieda können zwar Anfang November wieder nach München zurückkehren. Salo wird jedoch im Niemandsland zwischen Deutschland und Polen interniert. Im August 1939 versuchen Mina, Markus und Salo Blechner über die nahegelegene Schweiz auszureisen. Am 27. August erreichen sie die Schweizer Grenzstation St.Margrethen. Die Reisepässe werden ihnen abgenommen; sie werden auf den folgenden Tag vertröstet. Trotz gültiger Reisepapiere wird ihnen die Ein- bzw. Durchreise aber nicht bewilligt, so daß sie wieder nach München zurückkehren müssen.

Nur wenige Tage nach ihrer Rückkehr in die leere Wohnung in der Klenzestraße 65 wird die „Inschutzhaftnahme“ polnischer Juden angeordnet. Am 9. September 1939 verhaftet die Gestapo Markus Blechner und läßt ihn in das KZ Buchenwald bringen. Salo Blechner kann seiner Verhaftung nur knapp entgehen; er flüchtet nach Berlin, wo er kurz darauf ebenfalls verhaftet wird.